Waldowallee15_2-scaled.jpg

Das Haus in der Waldowallee 15
Foto: Alexander Bittner (iKARUS)

Waldowallee15_1-scaled.jpg

Gedenkstele Hannes Hegen
Foto: Alexander Bittner (iKARUS)

Bild-1-Hegen-1958.jpg

Hannes Hegen ca. 1958
Copyright TESSLOFF Verlag, Nürnberg

Bild-2-Mosaik-Nr-1.jpg

Das erste Mosaikheft
Copyright TESSLOFF Verlag, Nürnberg

photo_2021-05-15_00-27-07.jpg

Vorwerk Carlshorst
Foto: Henrik Schwarz

Karte zeigen

Hannes Hegen

kunst-und-kultour

Sie stehen vor einem ziegelroten Haus in der Waldowallee 15 mit einer Gedenktafel im Garten und einem Mosaik-Banner am Balkon. In diesem Haus wohnte und wirkte viele Jahrzehnte lang einer der bekanntesten Künstler Ostdeutschlands: Hannes Hegen. Johannes Eduard Hegenbarth, so sein eigentlicher Name, war der Schöpfer der Zeitschrift „MOSAIK“. Das Mosaik würde man heute als Comic-Heft bezeichnen. Damals waren das die Bildergeschichten von den Abenteuern der drei Kobolde Dig, Dag und Digedag.

Von 1957 bis 2012 lebte und arbeitet Hannes Hegen in der Waldowallee 15. Möglicherweise ist der Grafiker nicht so vielen Menschen bekannt, doch drei Comichelden namens Dig, Dag und Digedag sind Einigen sehr vertraut. Hannes Hegen gilt als Erfinder der „Digedags“, die von 1955 bis 1975 in der Zeitschrift Mosaik viele Abenteuer bestanden. Im Haus in der Waldowallee 15 erarbeitet Hegen zusammen mit dem Mosaik- Kollektiv die Geschichten. Die drei Kobolde Dig, Dag und Digedag erlebten Abenteuer im Weltraum, in der Südsee, im antiken Rom und vielen anderen Orten mehr. Die Hefte konnte man nicht nur in der DDR sondern auch in Westdeutschland, Österreich und einigen anderen Ländern Europas erwerben. Nach einem Streit mit dem Verlag wurde die Reihe der „Digedags“ nach 223 Heften eingestellt. Ab 1976 erschienen im Mosaik- Heft die Geschichten der „Abrafaxe“, mit denen Hannes Hegen nichts zu tun hatte. Zwischen 2000 und 2005 kamen die „Digedags“ in einigen deutschen Städten auch auf die Theaterbühne. Hannes Hegen starb 2014 und liegt auf dem Friedhof an der Robert-Siewert-Straße in Karlshorst in einem Ehrengrab der Stadt Berlin begraben.

Meyers Neues Lexikon, Leipzig definierte (1962): „Comics sind auf sadistische Gewaltverbrechen, Pornographie, Kriegshetze und Hetze gegen das sozialistische Lager orientiert“. Bei dieser Auffassung ist es nicht verwunderlich, dass Mickey Maus & Co. in der DDR keine Chance hatten, auch wenn man dort Comics gerne gelesen hätte. So traf es sich gut, dass 1955 ein junger Graphiker eine Bildgeschichte mit drei Kobolden vorschlug, die als politisch korrekt eingestuft wurde. 1955 gründete er unter seinem Künstlernamen „Hannes Hegen“ die Comic-Zeitschrift „Das Mosaik“ mit den drei Hauptfiguren Dig, Dag und Digedag. Mit zunächst zwei, später mehr als zehn Mitarbeitern schuf er in seinem Atelier in Karlshorst die bedeutendste Comic-Serie der DDR.

Gemeinsam mit dem Textautor Lothar Dräger entwickelte er 1964 das einzigartige Konzept des „großen humoristischen Bildromans“, einer über viele Jahre hinweg laufenden Comic-Geschichte. Mehrere Generationen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Osten Deutschlands sind von den Geschichten um die drei Digedags und ihren Gefährten wie Ritter Runkel von Rübenstein geprägt worden. Ein begeisterter Digedags-Fan beschreibt es so: „Das Mosaik war nicht einfach nur ein Comic, in dem lustig gezeichnete Figuren Abenteuer erlebten. Das Mosaik war unser Tor zur Welt. Wir reisten mit den Digedags in Länder, deren Grenzen uns im wirklichen Leben verschlossen blieben. Wir sahen den Orient, die Türkei, Italien, Amerika. Wir reisten in die Zukunft, in die Vergangenheit und wieder zurück. Unsere sozialistische Gegenwart war keine Reise wert und fehlte uns auch nicht.“

Nach Kontroversen mit dem Verlag und seinem Team beendete Hannes Hegen 1975 nach über 200 Heften die Abenteuer der Digedags. Die Zeitschrift Mosaik erschien 1976 jedoch wieder, jetzt aber mit den (nicht mehr von ihm gezeichneten) Abrafaxen, die unterdessen als längster Fortsetzungscomic der Welt im Guinness-Buch der Rekorde stehen.

Um zur nächsten Station zu gelangen folgen Sie der Waldowallee biegen dann rechts ins Rolandseck und folgen dann der Rheingoldstraße bis zum Johanna-und-Willy-Brauer-Platz. Beachten Sie die kunstvolle Zeichnung des Vorwerk Carlshorsts auf der Luftgütemessstation! Gehen Sie dann durch die Sinziger Straße zur Vorderseite der Kirche.