Waldowallee15_2-scaled.jpg

Das Haus in der Waldowallee 15
Foto: Alexander Bittner (iKARUS)

Karte zeigen

Hannes Hegen

kunst-und-kultour

Sie ste­hen vor einem zie­gel­ro­ten Haus in der Wal­do­w­al­lee 15 mit einer Ge­denk­ta­fel im Gar­ten und einem Mosaik-​Banner am Bal­kon. In die­sem Haus wohn­te und wirk­te viele Jahr­zehn­te lang einer der be­kann­tes­ten Künst­ler Ost­deutsch­lands: Han­nes Hegen. Jo­han­nes Edu­ard He­gen­barth, so sein ei­gent­li­cher Name, war der Schöp­fer der Zeit­schrift „MO­SA­IK“. Das Mo­sa­ik würde man heute als Comic-​Heft be­zeich­nen. Da­mals waren das die Bil­der­ge­schich­ten von den Aben­teu­ern der drei Ko­bol­de Dig, Dag und Di­ge­d­ag.

Von 1957 bis 2012 lebte und ar­bei­tet Han­nes Hegen in der Wal­do­w­al­lee 15. Mög­li­cher­wei­se ist der Gra­fi­ker nicht so vie­len Men­schen be­kannt, doch drei Co­mic­hel­den na­mens Dig, Dag und Di­ge­d­ag sind Ei­ni­gen sehr ver­traut. Han­nes Hegen gilt als Er­fin­der der „Di­ge­d­ags“, die von 1955 bis 1975 in der Zeit­schrift Mo­sa­ik viele Aben­teu­er be­stan­den. Im Haus in der Wal­do­w­al­lee 15 er­ar­bei­tet Hegen zu­sam­men mit dem Mosaik-​ Kol­lek­tiv die Ge­schich­ten. Die drei Ko­bol­de Dig, Dag und Di­ge­d­ag er­leb­ten Aben­teu­er im Welt­raum, in der Süd­see, im an­ti­ken Rom und vie­len an­de­ren Orten mehr. Die Hefte konn­te man nicht nur in der DDR son­dern auch in West­deutsch­land, Ös­ter­reich und ei­ni­gen an­de­ren Län­dern Eu­ro­pas er­wer­ben. Nach einem Streit mit dem Ver­lag wurde die Reihe der „Di­ge­d­ags“ nach 223 Hef­ten ein­ge­stellt. Ab 1976 er­schie­nen im Mosaik-​ Heft die Ge­schich­ten der „Ab­rafa­xe“, mit denen Han­nes Hegen nichts zu tun hatte. Zwi­schen 2000 und 2005 kamen die „Di­ge­d­ags“ in ei­ni­gen deut­schen Städ­ten auch auf die Thea­ter­büh­ne. Han­nes Hegen starb 2014 und liegt auf dem Fried­hof an der Robert-​Siewert-Straße in Karls­horst in einem Eh­ren­grab der Stadt Ber­lin be­gra­ben.

Mey­ers Neues Le­xi­kon, Leip­zig de­fi­nier­te (1962): „Co­mics sind auf sa­dis­ti­sche Ge­walt­ver­bre­chen, Por­no­gra­phie, Kriegs­het­ze und Hetze gegen das so­zia­lis­ti­sche Lager ori­en­tiert“. Bei die­ser Auf­fas­sung ist es nicht ver­wun­der­lich, dass Mi­ckey Maus & Co. in der DDR keine Chan­ce hat­ten, auch wenn man dort Co­mics gerne ge­le­sen hätte. So traf es sich gut, dass 1955 ein jun­ger Gra­phi­ker eine Bild­ge­schich­te mit drei Ko­bol­den vor­schlug, die als po­li­tisch kor­rekt ein­ge­stuft wurde. 1955 grün­de­te er unter sei­nem Künst­ler­na­men „Han­nes Hegen“ die Comic-​Zeitschrift „Das Mo­sa­ik“ mit den drei Haupt­fi­gu­ren Dig, Dag und Di­ge­d­ag. Mit zu­nächst zwei, spä­ter mehr als zehn Mit­ar­bei­tern schuf er in sei­nem Ate­lier in Karls­horst die be­deu­tends­te Comic-​Serie der DDR.

Ge­mein­sam mit dem Text­au­tor Lo­thar Drä­ger ent­wi­ckel­te er 1964 das ein­zig­ar­ti­ge Kon­zept des „gro­ßen hu­mo­ris­ti­schen Bild­ro­mans“, einer über viele Jahre hin­weg lau­fen­den Comic-​Geschichte. Meh­re­re Ge­ne­ra­tio­nen von Kin­dern, Ju­gend­li­chen und jun­gen Er­wach­se­nen im Osten Deutsch­lands sind von den Ge­schich­ten um die drei Di­ge­d­ags und ihren Ge­fähr­ten wie Rit­ter Run­kel von Rü­ben­stein ge­prägt wor­den. Ein be­geis­ter­ter Digedags-​Fan be­schreibt es so: „Das Mo­sa­ik war nicht ein­fach nur ein Comic, in dem lus­tig ge­zeich­ne­te Fi­gu­ren Aben­teu­er er­leb­ten. Das Mo­sa­ik war unser Tor zur Welt. Wir reis­ten mit den Di­ge­d­ags in Län­der, deren Gren­zen uns im wirk­li­chen Leben ver­schlos­sen blie­ben. Wir sahen den Ori­ent, die Tür­kei, Ita­li­en, Ame­ri­ka. Wir reis­ten in die Zu­kunft, in die Ver­gan­gen­heit und wie­der zu­rück. Un­se­re so­zia­lis­ti­sche Ge­gen­wart war keine Reise wert und fehl­te uns auch nicht.“

Nach Kon­tro­ver­sen mit dem Ver­lag und sei­nem Team be­en­de­te Han­nes Hegen 1975 nach über 200 Hef­ten die Aben­teu­er der Di­ge­d­ags. Die Zeit­schrift Mo­sa­ik er­schien 1976 je­doch wie­der, jetzt aber mit den (nicht mehr von ihm ge­zeich­ne­ten) Ab­rafa­xen, die un­ter­des­sen als längs­ter Fort­set­zungs­co­mic der Welt im Guinness-​Buch der Re­kor­de ste­hen.

Um zur nächs­ten Sta­ti­on zu ge­lan­gen fol­gen Sie der Wal­do­w­al­lee bie­gen dann rechts ins Ro­lands­eck und fol­gen dann der Rhein­gold­stra­ße bis zum Johanna-​und-Willy-Brauer-Platz. Be­ach­ten Sie die kunst­vol­le Zeich­nung des Vor­werk Carls­horsts auf der Luft­gü­te­mess­sta­ti­on! Gehen Sie dann durch die Sin­zi­ger Stra­ße zur Vor­der­sei­te der Kir­che.

Leaflet | Kartendaten © OpenStreetMap Mitwirkende