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Das ehemalige Theater Karlshorst, Seitenansicht
Foto: Henrik Schwarz, 2021

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Der Johannes-Fest-Platz in Karlshorst, im Hintergrund: das Theater Karlshorst
Foto: Alexander Bittner (iKARUS)

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Theater Karlshorst rot angestrahlt, Weihnachten 2018
Foto: Alexander Bittner (iKARUS)

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Die Ehrentafel für Johannes Fest
Foto: Henrik Schwarz

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Das Buch „Ich Nicht“ von Joachim Fest, auf dem Cover ist auch Johannes Fest zu sehen
Foto: Henrik Schwarz

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Theater Karlshorst

kunst-und-kultour

Das Theater Karlshorst gilt als der erste Nachkriegs-Theaterneubau in Deutschland. Zur gleichen Zeit wurde aber auch in Halberstadt ein Theater gebaut, an allerdings eine Stelle wo bereits zuvor ein Theater gestanden hat. Das Theater in Karlshorst wurde 1948/49 als Reparationszahlung Deutschlands an die Sowjetunion errichtet. Als „Haus der Offiziere“ war das Theater jedoch zunächst nur sowjetischen Militärangehörigen und Zivilangestellten sowie ihren Familien zugänglich. Deshalb wurde das Gebäude im Volksmund auch „Russenoper“ genannt. Erst nach der Aufhebung des Sperrgebietes 1963 hatte auch die deutsche Bevölkerung hier Zutritt. Nun fanden dort Konzerte, Theater- und Kinovorführungen, aber auch Jugendweihen statt. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahre 1990 wurde es als privates Theater geführt. Unterschiedliche Veranstaltungsreihen wie z.B. die Stunde des Tanzes, das Montagskino für Kinder und Sonntagskonzerte für die ganze Familie wurden angeboten.

Nach Abzug der russischen Truppen im August 1994 ging das Theater an die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Lichtenberg (die heutige HOWOGE) über, welche das Theater in der Folgezeit an kulturelle Betreiber vermietete. Das Repertoire reichte von Operette, Ballett und Musical bis hin zu populärer Klassik. Im April 2007 endete dann der Theaterbetrieb. Es drohte die dauerhafte Schließung und Verwahrlosung des Hauses. Zum Glück zogen zwei ehemalige Musikschulstandorte (siehe Schostakowitsch-Musikschule) und das Restaurant Eiscafé Familato hier ein. Die gegenüberliegende Theatergasse wurde 2018 komplett neu gestaltet und zeigt die Geschichte Karlshorsts anhand von Wandmalereien. Die ehemaligen Gebäude u.a. für Technik und Teile der Requisiten des Theaters sind heute die Werkstattgebäude der Autowerkstatt von Merten Mordhorst (MM Motors).

Nun möchte die Stiftung Stadtkultur, welche 2018 von der HOWOGE gegründet wurde, die alte Russenoper wiederbeleben. Eine prozesshafte Umdeutung und Reaktivierung wird angestrebt. Mithilfe eines fortlaufenden Werkstattprozesses in Kooperation mit Partnern aus Politik, Kultur- und Architekturszene sowie der Karlshorster Nachbarschaft sollen Wege und Möglichkeiten einer neuen Identität gefunden werden. Ziel ist es, das Gebäude in den kommenden Jahren als belebten und öffentlichen Ort zu entwickeln. Wünschenswert sei es, dann 2024 den historischen Bau völlig neu zu bespielen.

Noch etwas zum Namensgeber des Theatervorplatzes:

Johannes Fest war Lehrer, Politiker (u.a. Bezirksverordneter in Berlin-Lichtenberg). Ab 1929 war er Schuldirektor an einer Katholischen Schule in Berlin-Lichtenberg. Da er 1933 den Eintritt in die NSDAP ablehnte, wurde er entlassen und erhielt noch im gleichen Jahr Berufsverbot. Er lebte mit seiner Familie bis zum Kriegsende in Karlshorst, Hentigstraße 13. 1945 wurde er Bezirksschulrat in Berlin-Tempelhof, 1948 Bezirksverordneter in Berlin-Neukölln. Von 1950 bis 1958 gehörte er dem Abgeordnetenhaus von Berlin in der 1. und 2. Legislaturperiode an. Nach seinem Ausscheiden aus dem Abgeordnetenhaus wurde er von 1958 bis 1960 erneut Bezirksverordneter in Berlin-Neukölln. Noch im Jahr seines Todes 1960 wurde ihm die Würde des Stadtältesten von Berlin verliehen. Am 5. Februar 2014 wurde in Berlin-Karlshorst der Platz am Theater zur Ehrenfelsstraße hin „Johannes-Fest-Platz“ benannt.

Sein zweiter Sohn Joachim Fest erblickte 1926 hier in Karlshorst die Welt. Er wurde später bekannt als Zeithistoriker, Herausgeber und Autor. Die Geschichtsinteressierten unter uns mögen ihn als Hitler-Biograf kennen. Das 1973 erschiene Buch „Hitler“ gilt noch heute als das Standardwerk zum Thema Hitler-Forschung. Die letzten Tage Hitlers schilderte er in dem 2002 veröffentlichten Buch „Der Untergang“, worauf der gleichnamige Film mit Bruno Ganz aufbaut. Joachim Fest zählt zu den angesehensten Historikern seiner Zeit und wurde mit zahlreichen Preisen bedacht. Auch sein Buch „Ich nicht. Erinnerungen an meine Kindheit und Jugend“ (in Karlshorst) wurde ein Bestseller. Er verstarb im Jahr 2006.

Diese Station ist nicht Teil des Gewinnspiels.