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NABU Schautafel Biesenhorster Sand
Foto: Henrik Schwarz, 2021

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Eine der beiden Infotafeln des NABU-Berlin auf dem Biesenhorster Sand
Foto: Henrik Schwarz, 2021

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„Eine bemerkenswerte Geschichte“ – Blick auf die Infotafel des NABU-Berlin auf dem Biesenhorster Sand
Foto: Henrik Schwarz, 2021

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Reste der Panzerhallen im Biesenhorster Sand
Foto: Wolfgang Schneider

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Reste der Panzerhallen im Biesenhorster Sand, im Hintergrund die Schießbahn
Foto: Wolfgang Schneider

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Schwedische Guteschafe auf einer Koppel im Biesenhorster Sand
Foto: Henrik Schwarz, 2021

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Luftschiffe und Schießanlage

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Vom Ostende der Viechtacher Straße kommend führt rechts ein Sandweg zu einer NABU-Schautafel, welche das Naturschutzgebiet „Biesenhorster Sand“ genauer vorstellt.

Einst Birkenwald und Feuchtwiese, Acker, Flugplatz, Militärgelände und Rangierbahnfof, ist die Fläche heute ein wertvolles Areal für eine Vielzahl gefährdeter und geschützter Biotope sowie Tier- und Pflanzenarten. Am 19.03.2021 erfolgte die offizielle Ausweisung des Biesenhorster Sand zum Naturschutzgebiet.

Erdgeschichte:
Der ca. 108 Hektar große Biesenhorster Sand erstreckt sich entlang der Grenze von Biesdorf (im Bezirk Marzahn Hellersdorf) und Karlshorst (Bezirk Lichtenberg). Daher auch der Name Biesenhorst: Zusammengesetzt aus den jeweils namensgebenden Teilen der beiden Berliner Ortsteile Biesdorf + Karlshorst. Im Berlin-Warschauer Urstromtal gelegen, haben sich auf der Fläche bis zu 10 Meter mächtige Schmelzwassersande abgelagert.

Weitere Geschichte:
1909 wurde im Biesenhorster Sand eine Luftschiffhalle errichtet. Sie war 135 Meter lang, 25 Meter breit wie hoch und auf Schienen drehbar gelagert – damals eine Weltneuheit. Die Schienenführung kann man auf einem der Fotos auf der Tafel recht gut erkennen. Den genauen Standort der Halle findet ihr als Referenzpunkt im Listing. Der Betonzapfen wurde mit Hilfe eines Bodenradars in einigen Metern Tiefe nachgewiesen. Außer einem kreisrund drübergewachsenen Sanddorngebüsch deutet heute leider nichts mehr auf die einstige Existenz der Halle hin. Flüge der hier entwickelten 118 Meter langen und einen Durchmesser von 13,2 Meter aufweisenden Siemens-Schuckert-Luftschiffe fanden in der Zeit zwischen 23.01.1911 und 18.04.1912 statt. Da auf das starre Metallgerüst im Inneren verzichtet wurde (im Vergleich zum Zeppelin beispielsweise) und der Aufbau eher Ballon-artig gestaltet war, konnten umso mehr Motoren verbaut werden. Es waren daher die mit Abstand schnellsten je gebauten Luftschiffe.

Später wurde der Berliner Außenring der Bahn gebaut. Unmengen an Sand wurde aus der Umgebung mit Kleinbahnen und Loren herangeschafft, um die Gleisanlagen auf das gewünschte Niveau zu heben. Der Betonzapfen der ehemaligen Luftschiffhalle liegt dadurch unter einer Sandschicht von ca. 2,50 im Boden. Beim Bau des Berliner Außenrings wurden Zwangsarbeiter (Politische Häftlinge und Kriegsgefangene) eingesetzt. Ein Zwangsarbeiterlager war hinter dem Gelände des heutigen Tierparks eingerichtet, ein zweites am Wuhlesee. Wuhlesee und wahrscheinlich auch der Biesdorf Baggersee sind entstanden, da u.a. von dort der hier benötigte Sand bzw. benötigtes Erdreich abgetragen wurde. Mindestens 3000 Zwangsarbeiter starben aufgrund der Arbeitsbedingungen – Sie arbeiteten sich sprichwörtlich zu Tode! Entsprechende Gedenktafeln sind dort aufgestellt, wo sich die Zwangsarbeiterlager befanden. Zudem gibt es auf dem Karlshorster Friedhof eine Grabstelle für die hier in Karlshorst gestorbenen italienischen Kriegsgefangenen.

Bis 1994 wurden große Teile des Biesenhorster Sands militärisch genutzt, Entwicklung der Luftaufklärung mit Luftschiffen und Flugzeugen, Entwicklung von Lufttorpedos, welche vom Luftschiff startend über eine 8km lange Kabelleitung ferngesteuert Schiffsattrappen im Müggelsee versenkte bis hin zu Schießanlagen zunächst der Deutschen Streitkräfte (bis zum Ende des Ersten Weltkriegs), dann der Wehrmacht (bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs) und später der Roten Armee (bis zum Abzug der GUS-Gruppen im August 1994). Unweit des grünen Werkzeugcontainers des NABU Berlin ist einer der Wälle, welche die Schießbahn bildeten auf dem Koppelgelände noch sichtbar. Dort wo heute die drei großen Granitsteinhaufen als Brutplatz für den Steinschmätzer aufgeschüttet sind, standen bis vor wenigen Jahren noch die Panzerhallen der Roten Armee.

Artenreichtum:
Im Biesenhorster Sand existieren 382 Farn- und Blütenpflanzenarten, davon sind 21 in der Roten Liste Berlins. Hier leben 33 Vogelarten, das sind ein Viertel aller in Berlin nistenden Arten, darunter ein bemerkenswert hoher Anteil an gefährdeten und streng geschützten Arten. Nachgewiesen wurden 388 Großschmetterlinge, davon 111 in Berlin gefährdete Arten, 12 galten in Berlin bereits als ausgestorben! 778 Käferarten leben hier und ganze 27 Heuschreckenarten sind im Biesenhorster Sand zu Hause. Besonders bemerkenswert waren auch die Funde von 3 Käferarten, die nach 50 bzw. 100 Jahren erstmals wieder in Berlin nachgewiesen wurden. Im Bereich der Heuschrecken sind Italienische Schönschrecke und Blauflügelige Ödlandschrecke besonders auffällig. Auch die Europäische Gottesanbeterin (gehört zu den Fangschrecken) kann man hier finden.

Um zur nächsten Station zu gelangen folgen Sie der Viechtacher Straße bis zur Ecke Zwieseler Straße.