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Vorwerk Carlshorst
Foto: Henrik Schwarz

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Evangelische Pfarrkirche „Zur Frohen Botschaft“, 2021
Foto: Henrik Schwarz

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Evangelische Pfarrkirche „Zur Frohen Botschaft“, 2020
Foto: Henrik Schwarz

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Vorwerk Carlshorst

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Hier in dieser Gegend befand sich bereits 70 Jahre vor der Gründung der Colonie Carlshorst das Vorwerk Carlshorst. Ein Vorwerk (auch Vorwerck geschrieben) ist ein landwirtschaftlicher Gutshof. Der Name Carlshorst geht tatsächlich auf die regierungsamtliche Bezeichnung dieses Vorwerks derer von Treskow zurück. Benannt wurde es nach dem Vornamen von Carl von Treskow, dem Besitzer des Ritterguts Friedrichsfelde, der das Vorwerk auf seinem Grund anlegte, und dem Flurnamen ‚Horst‘, eine leicht erhöhte, herausragende und zumeist bewachsene Stelle in Feuchtgebieten oder schlicht: ein Gehölz.

Auf der Orthographischen Konferenz von 1901 in Berlin wurde erstmals eine gemeinsame deutsche Orthographie aller deutschsprachigen Staaten festgelegt. Der Deutsche Kaiser Wilhelm II. war anfangs gegen einen Gebrauch der neuen Rechtschreibung. Er ließ sich jedoch überzeugen und stimmte im Dezember 1902 der amtlichen Verwendung zu, bestand aber bis 1911 darauf, dass ihm vorgelegte Schriftstücke in der alten Rechtschreibung geschrieben sein mussten. Nichtdestotrotz wurde aufgrund dieser Reform aus der Colonie Carlshorst die Kolonie Karlshorst.

Von hier aus habt ihr zudem einen schönen Blick auf die Evangelische Pfarrkirche „Zur frohen Botschaft“. Sie wurde am 8. Mai 1910 geweiht und beheimatet die berühmte Amalien-Orgel. Diese Orgel wurde 1755/1756 für die Prinzessin Anna Amalia von Preußen gebaut und stand zunächst im Berliner Stadtschloss. Nach einigen weiteren Stationen bekam die Kirchengemeinde Karlshorst schlussendlich die barocke Orgel geschenkt. Die Orgelweihe fand am 19. Juni 1960 statt. Am 9. Juni 2003 wurde hier in dieser Kirche der „Förderkreis Amalien-Orgel e.V.“ gegründet, welcher sich dankenswerterweise um den Erhalt und die Pflege der historisch wertvollen Orgel kümmert. Das Geläut der Kirche ist übrigens auf das der nahe gelegenen katholischen Kirche St. Marien abgestimmt.

Spannend ist übrigens der Pelikan über dem Haupteingang in der Weseler Straße. Er schlitzt sich den Bauch auf, um seine Jungen zu nähren. Hintergrund: Als Symbol für Jesus Christus sind Pelikane auch Teil der christlichen Ikonographie. Nach dem Physiologus, einem frühchristlichen Tierkompendium, öffnet sich der Pelikan mit dem Schnabel die eigene Brust, lässt sein Blut auf seine toten Jungen tropfen und holt sie so wieder ins Leben zurück. Rechts neben dem Haupteingang ist der Pelikan übrigens noch einmal zu finden.

Um zur nächsten Station zu gelangen gehen Sie wieder zurück zur Kreuzung Rheinsteinstraße. Achten Sie dabei auf die schönen Häuser auf beiden Straßenseiten! Direkt gegenüber vom Johanna-und-Willy-Brauer-Platz, verlief einst eine kurze Verbindungsstraße zwischen Rheingoldstraße und Waldowallee. Dies lässt sich an der baulichen Struktur des Bürgersteigs und der Grundstücksauffahrt noch sehr gut erkennen. Im Haus links dieser Stelle wohnten die Sowjetischen Stadtkommandanten von Berlin, im Haus rechts die zugehörigen Adjutanten. Da zwischen sollte keine Straße mehr sein – sie wurde einfach zurück gebaut und das nun zusammenhängende Grundstück entsprechend größer. Das Vorwerk Carlshorst befand sich genau an der Stelle, an welcher diese Verbindungsstraße auf die Waldowallee stieß.